
… ab ins Tierheim!
„schnell weg“
Covid-19 hält die ganze Welt fest im Griff und viele Menschen nehmen die „freie“ Zeit als Ausgangspunkt um sich ein neues Haustier anzuschaffen. Die Tierheime und Züchter wurden fast überrannt mit Anfragen von Adoptanten, denn schließlich hat man ja jetzt genug Zeit für ein neues „Familienmitglied“.
Leider sind diese sogenannten „Corona“ Adoption zu 90% nicht gut durchdacht und unüberlegt. Tierschutzvereine und Tierheime beklagen sich über dutzende unseriöse Anfragen von Interessenten und Züchter verlangen aktuell fast das Doppelte für ihre Welpen, da die Nachfrage enorm ist. 2020 gab es eine Phase, in der Tierheime fast leer waren – viele konnten an (augenscheinlich) gute Plätze vermittelt werden. Doch dies hielt nur ein paar Monate an: Als der Alltag retour kam, die ersten Probleme auftraten oder das neue Haustier nicht so funktioniert, wie Mensch dies gerne hätte, wurden die Tiere wieder schnell abgeschoben. Die Leichtfertigkeit, in de Menschen Tiere adoptieren und wieder abgeben, haben wir zum Anlass genommen um etwas mehr zu recherchieren und haben innerhalb von Österreich mehrere Tierheime und Organisationen kontaktiert & befragt.
Wie läuft eine Abgabe eines Haustieres ab? Kann jeder Tierbesitzer einfach sein Tier abgeben?
Wir haben in Tierheimen in unterschiedlichen Bundesländern nachgefragt und haben von den meisten Zuständigen Auskunft bekommen. Leider wollten manche Tierheime keine Fragen diesbezüglich beantworten.
Die wichtigsten Aussagen:
- Nicht jedes Tierheim nimmt Abgabetiere auf
- Je nach Tierheim gibt es eine Abgabegebühr von ca. € 100-300 , bei speziellen „Härtefällen“ kann diese Gebühr weit höher ausfallen
Jeder Tierfreund oder Tierschützer hat schon einmal Aussage gehört, in dem jemand gedroht hat, dass dann halt das Tier in ein Tierheim kommt – dies ist aber in Österreich nicht so einfach und oft mit Gebühren verbunden. Des Weiteren hängt die Gebühr vom Gesundheitszustand des Tieres ab, Alter, Rasse/Mix und Umgang mit Mensch & Tier. Wenn Tierhalter aber nun glauben, sie können ihr (nicht gut überlegtes) Haustier bei jedem Tierheim abgeben, irrt. Nicht jedes Tierheim nimmt Abgabetiere auf! Auch viele Züchter können bereits vermittelte Tiere nicht mehr retour nehmen!
Liebe Adoptanten und Tierhalter:
BITTE überlegt es auch mehrfach und sehr gut, ob ein neues Familienmitglied aufgenommen werden kann.
Diese Entscheidung soll für ein ganzes Haustierleben getroffen werden – nicht nur für ein paar Wochen oder Monate. Tiere sind Lebewesen und kein Fahrrad oder Computerspiel, welches bei Seite gelegt werden kann. Eine Adoption eines neuen Familienmitgliedes ist eine große Verantwortung – und kostet Zeit, Nerven, Geld & ist nicht immer einfach. Ein Haustier kann aber die Beste Entscheidung sein und bringt viel Freude, Liebe und Abwechslung ins Leben.
Überforderung – Aufgabe Unterschätzt
Ein weiteres Problem von Hunden, die „schnell wieder weg müssen“ kann auch eine Überforderung der Situation sein: Herausforderungen, Zeit, Nerven und Kosten müssen aufgebracht werden. Manchmal klappt auch nicht alles gleich auf Anhieb, wie zum Beispiel die Stubenreinheit oder Leinenführigkeit… manchmal werden die „Baustellen“ mit dem neuen Familienmitglied mehr als weniger…. Aber genau dann heißt es: Ruhe bewahren und Hilfe annehmen: TrainerInnen, Hundeschulen, gute Literatur, Tipps annehmen & umsetzen. Viele Adoptanten geben viel zu schnell auf und geben den Tieren keine Möglichkeit sich der neuen Umgebung und Struktur anzupassen und sich einzugewöhnen. Tiere sind keine Maschinen, die sofort „funktionieren“. Es fehlt Verständnis und Einfühlungsvermögen – das, was uns Menschen eigentlich ausmacht: Der Mensch kann (unter anderem) reflektieren, überlegen, planen, sich in andere Wesen hinein versetzen – warum haben dies so viele Menschen verlernt? Ist es auf Grund der modernen Wegwerfgesellschaft? Wenn etwas nicht „funktioniert“ entledigt man sich dem Problem – man vergisst jedoch, dass es sich um Lebewesen handelt.
Was tun, wenn sich Lebensumstände verändern und man schweren Herzens einen neuen Platz für das geliebte Haustier finden muss?
Schicksalsschläge können uns vor eine herzzerreißende Aufgabe stellen: Das Familienmitglied kann nicht mehr so betreut werden und es wäre für das Tier besser, eine neue Familie zu finden. In diesem Falle kontaktieren Sie Tierschutzvereine und Tierheime in Ihrer Umgebung um Hilfe bei der Vermittlung – bitte geben Sie das Tier NICHT in ein Tierheim ab, so lange dies nur irgendwie möglich ist. Jedes seriöse Heim hilft bei der Suche nach der passenden Familie und betreut die Vermittlung, so dass das Tier die richtige Familie findet. Verschenken Sie nicht einfach Ihr geliebtes Familienmitglied: Verfassen Sie einen Schutzvertrag und sehen Sie sich unbedingt das neue Zuhause des Tieres an. Finden sich Mensch und Tier sympathisch? Ist ein mehrmaliges Kennenlernen möglich? Des Weiteren ist zu beachten, dass Privatpersonen keine Tiere inserieren dürfen.
Bitte geben Sie der Vermittlung Zeit, sodass das Tier direkt von Ihnen (der gewohnten Umgebung) zu der neuen Familie umziehen kann – es ist für Tiere mit sehr viel Stress verbunden, von der gewohnten Umgebung raus gerissen zu werden, in ein Tierheim zu kommen oder auf eine Pflegestelle und erst dann auf eine neue Endstelle zu kommen. Bitte seien Sie so fair und geben den Leuten, die Sie bei der Vermittlung unterstützen, Zeit um eine passende neue Stelle zu finden. „Aus den Augen aus dem Sinn“ ist dem Tier gegenüber egoistisch, unfair und kaltherzig.